„Herzlich willkommen Herr Bürgermeister Maack zu unserem heutigen Interview!
Ich, Christian Scholz, Mitglied des SPD-Ortsvereins Adendorf und Ratsherr in der Gemeinde Adendorf freue mich sehr, dass Sie mir die Gelegenheit geben, mit Ihnen zu sprechen.
Als wichtige Stimme und Entscheider in unserer Gemeinde bitten wir Sie, uns Einblicke in einige der aktuellsten Themen zu geben, die uns alle betreffen – von der finanziellen Situation über die Sanierung des Adolph-Holm-Kindergarten bis hin zu den Plänen für unser Freibad und dem neuen Bahnhaltepunkt.
In einer Zeit, in der sich vieles in unserer Gemeinde verändert, ist es wichtig, die Hintergründe und Visionen zu verstehen, die unsere Zukunft prägen.
Herr Bürgermeister lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die Herausforderungen und Chancen werfen, die vor uns liegen.
Vorab vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu sprechen.
Herr Bürgermeister, wie schätzen Sie die aktuelle finanzielle Situation der Gemeinde ein und gibt es spezielle Herausforderungen, die wir in der nächsten Zeit angehen müssen?“
„Dienstag, der 18.März 2025, hat wohl möglich Geschichte geschrieben, fast 1 Billion Euro, davon 500 Milliarden sollen in die Infrastruktur wie Straßen, Brücken, Schulen oder Kindergärten, aber auch der Wirtschaft investiert werden. Ich bin wirklich mal gespannt wie und wann diese Gelder bei uns ankommen, denn die Kommunen sind derzeit nicht auf der Sonnenseite der kommunalen Familie. Besonders die äußeren Bedingungen – und das sieht man an der Diskussion in Land und Bund – machen einen Haushaltsausgleich aller Kommunen immer schwieriger. Das ist keine Ausrede, sondern dass ist Fakt. Wir können nicht durch Einsparungen diese erheblich ausgelasteten Defizite von Bund, Land und Kreis ausgleichen. Die Kommunen im Land sind schlicht weg nicht mehr in der Lage, die Haushalte zu finanzieren und damit gerade auch in das Bildungssystem. 26 % der Kommunen schaffen einen Haushaltsausgleich, 52 % der Kommunen in Niedersachsen greifen – wie wir – auf Überschussrücklagen (z.B. in Adendorf rd. 11 Mio. Euro) zurück, die wir z.B. die letzten 12 Jahren durch restriktive Haushaltsplanung und Haushaltsführung aufgebaut haben und 22 % der Kommunen in Niedersachsen können ihren Haushalt nicht ausgleichen. Prognosen zeigen, dass die Zahl der Nichtausgleicher auf fast 50 % steigt. Das Konnexitätsgebot von Bund und Land wird so nicht gelebt. Die Gemeinde Adendorf hat hier eine Last in den Bereichen der Kindertagesstätten oder Asyl von rd. 4 Mio. € allein zu tragen. Daher muss das Finanzierungspaket des Bundes und des Landes bei den Kommunen ankommen und das so unkompliziert und so schnell wie möglich. Gerade im Bereich der Pflichtaufgaben haben wir in den letzten Jahren erheblich investiert: in Schule, Kindergärten, Feuerwehr, Bauhof, Klimaschutz, Energieeinsparung und vieles mehr. Aber auch in den Bereich der sogenannten freiwilligen Leistungen, wie z.B. die Eissporthalle, das Freibad und die Bibliothek investieren wir in die Zukunft.“
„Welche Finanzierungsprioritäten setzen Sie für das kommende Jahr, und wie wirken sich diese auf die verschiedenen Projekte aus?“
„Die, durch restriktive Haushaltspolitik, erarbeitete Überschussrücklage von rund 11 Mio. € werden wir in kurzer Zeit aufbrauchen müssen. Wir werden nun eine zurückhaltende Investitions- und Ausgabenlinie fahren. Vieles muss auf den Prüfstand gestellt werden, somit wird es wohl zu maßvollen Einschnitten in vielen Bereichen leider kommen müssen.“
„Wie gestaltet sich die Planung und Sanierung des Adolph-Holm Kindergartens, gibt es bereits konkrete Pläne oder Zeitrahmen, die Sie mit uns teilen können?“
„Nach dem kapitalen Wasserschaden im Adolph-Holm-Kindergarten im Frühjahr 2024 und der Begutachtung durch Sachverständige ist der Kindergarten mit rund 120 Kindern so nicht mehr zu betreiben. Dies ist nicht auf einen Instandhaltungsrückstau, sondern auf Bausünden in den 70er Jahren zurückzuführen. Umgehend hat die Verwaltung die Entscheidung getroffen, den Kindergarten vollständig zu sanieren. Dieses Kostenvolumen in Höhe von über 6 Mio. Euro war nicht planbar und dennoch musste im Rahmen der gesetzlichen Pflichtaufgabe und zur Erfüllung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz schnell gehandelt werden. Dank aller politischen Vertreter wurde eine schnelle Entscheidung getroffen. Da der Adolph-Holm-Kindergarten den südlichen Einzugsbereich umfasst, müssen wir eine vorübergehende Containerlösung am Röthenweg zur Betreuung der Kinder erstellen. Für die Eltern, Kinder sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war diese Entscheidung von großer Bedeutung und wurde sehr positiv aufgenommen. Der Umzug in den Ersatzbau ist für Ende Oktober 2025 geplant.“
„Welche Bedeutung hat die Sanierung der Kita für die Familien in unserer Gemeinde?“
„Wie schon ausgeführt, ist der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergartenplatz für die Kommunen bindend. Für uns als Gemeinde ist es aber auch ein Anspruch, diesem nachzukommen. Gerade in der heutigen Zeit ist der Bildungsanspruch sehr bedeutsam. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Eltern besonders wichtig. Wir haben aber auch hervorragende Einrichtungen für die rund 450 Kinder zwischen 9 Monaten und dem 6. Lebensjahr.“
„Wie gestaltet sich der Umbau des Freibades, wie weit sind die Bauarbeiten fortgeschritten? Dass die Kosten für das Freibad weit über den eigentlichen Planungen liegen, ist bekannt. Wodurch kam es zu dieser Kostensteigerung?“
„Das Freibad aus den 70er Jahren hat in den letzten Jahren immer mehr Instandhaltungskosten verursacht. Politisch wurde intensiv beraten, dass Freibad zu erhalten und ein komplettes Sanierungsprogramm aufzulegen. Der Beschluss erfolgte auch vor dem Hintergrund der großen gesellschaftspolitischen Bedeutung des Freibades.
Im weiteren Verfahren wurde aber auch deutlich, dass der Sanierungsaufwand sich deutlich höher entwickeln würde, hier ist beispielhaft die Vollauskleidung des Hauptbeckens anstatt nur einer Beckenkopfsanierung zu nennen.
Der gesamte Kinderbereich wird deutlich sicherer gestaltet, nicht nur für die Badegäste, sondern auch für das Aufsichtspersonal. Dazu kommt eine KI-Sicherheitstechnik zur Unterstützung der Badeaufsicht zum Einsatz.
Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund des Schwellenwertes eine europäische Ausschreibung notwendig war. Die Ergebnisse lagen in vielen Komponenten weit über den von Fachplanern errechneten Kosten, z.B. für Bäder- und Filtertechnik oder für eine Co2 – neutrale Heiz- und Strommöglichkeit und vieles mehr. Auch wenn es viel Zeit, Kraft und Geld gekostet hat, war die Entscheidung richtig für unsere Kinder, Familien und älteren Bewohner.“
„Worauf können sich die Besucher des Freibades im nächsten Jahr freuen?“
„Das Freibad ist klimaneutral und mit neuester Technik ausgestattet. Der Eingangsbereich ist großzügig gestaltet, wie auch die Umkleidekabinen und Sanitäranlagen.
Der Kleinkinderbereich ist komplett den Erfordernissen angepasst. Auch wurde der Spielplatz zu einem Inklusionsspielpatz umgestaltet.“
„Das Freibad ist ein beliebter Treffpunkt. Welche Pläne gibt es, um es für die kommenden Jahre attraktiv zu halten?“
„Wir wollen im nächsten Jahr einige tolle Events im Freibad durchführen. Derzeit arbeiten wir aber noch daran. Das Freibad an sich wird bereits für sich sprechen und Anziehungspunkt für Jung und Alt sein. Außerdem wird es durch seine Attraktivität noch mehr an Zuspruch gewinnen.“
„Könnten Sie uns mehr über das Konzept der Sport-Kita erzählen? Wie wird die Integration von sportlichen Aktivitäten in den Alltag der Kinder aussehen?“
„Eine Sportkita (Bewegungskita) in der Nähe eines Sportplatzes zu planen und zu bauen, wurde schon im Rahmen des Sportentwicklungsplans als Idee entwickelt. Die Kita beinhaltet 2 Gruppen im Krippenbereich und 2 Gruppen im Kindergartenbereich. Sie ist für Bewegungssport im Kleinkindalter konzipiert. Das Konzept sieht vor, schon im frühen Kindesalter die Kinder für sportliche Aktivitäten zu begeistern. Dazu sollen im Konzept die Sportvereine aktiv mit einbezogen werden. So können die Kinder auch schon mal auf das angrenzende Sportgelände und mit Übungsleitern erste Sportarten, wie in der Leichtathletik erlernen.“
„Was sind die langfristigen Ziele für die Sport-Kita, und welche positiven Auswirkungen erhoffen Sie sich auf die Kinder und die Gemeinde?“
„Langfristig sind die Kinder die Athleten von morgen in den Sportvereinen. Sie ziehen die Eltern und Geschwister mit und somit können die Sportvereine zusätzliche Mitglieder gewinnen. Somit fördern wir nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern unterstützen zugleich die Vereine und Verbände und es erweitert den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Gemeinde.“
„Wie steht es um die Pläne für den neuen Bahnhaltepunkt? Welche Schritte sind bereits unternommen worden, und wie sieht der Zeitrahmen aus?“
„Das Projekt Bahnhaltepunkt Adendorf ist seit Jahren ein zähfließender Prozess. Nach der Antragsstellung 2014 wurde sehr schnell der Bedarf an einem Haltepunkt im Land Niedersachsen gesehen. 2016 wurde uns mitgeteilt, dass der Haltepunkt in den Fördertopf des Landes aufgenommen wurde. Parallel konnten die ersten Planungen zum Standort und die Ausführung in den Ausschüssen beraten werden.
Es entwickelte sich ein langwieriger Planungsprozess, der immer wieder die Zeitschiene nach hinten verschoben hat.
Seit Ende September 2025 finden die ersten Arbeiten statt, damit der Bahnhaltepunkt im Sommer 2026 in Betrieb gehen kann.“
„Gibt es noch etwas, das Sie den Bürgerinnen und Bürgern mitteilen möchten, was Ihnen besonders am Herzen liegt?“
„Auch für die Gemeinde Adendorf werden, wie eingangs erläutert, die Zeiten der finanziellen Ausstattung nicht einfacher. Die Gemeinde hat in den letzten Jahren viel Geld in die Infrastruktur investiert!
In das Feuerwehrwesen mit zwei Feuerwehrhäusern, Fahrzeugerneuerungen u.v.m., in das Bildungssystem, wie die Kita bei der Feuerwehr, die Krippe im Scharnebecker Weg, der Emmi-Senking-Kindergarten, die sogenannte Sportkita und der Adolph- Holm-Kindergarten. Alles Pflichtaufgaben einer Kommune. Aber auch in die freiwilligen Leistungen, wie die Eishalle und nun investiert die Gemeinde in das Freibad, den Bahnhaltepunkt oder die Bibliothek. Dazu kommt, dass der gesamte Bereich der Grundschule eine noch herausragende Aufgabe sein wird. Derzeit wird geplant, wie die Schule zukunftsweisend aufgestellt werden kann.
Wie an allen Punkten erkennbar, wissen wir um die schwere Last der finanziellen Umsetzung und die Aufgaben, die vor uns stehen. Dennoch möchten wir unsere Gemeinde weiter voranbringen und entwickeln. Nicht am Bedarf der Bürgerinnen und Bürger vorbei, sondern auf Sie abgestimmt.
Ich danke an dieser Stelle auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung. Aber auch an die ehrenamtlichen politischen Vertreter, die ihre Arbeit zum Wohle unserer Gemeinde einbringen.“
„Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, uns Ihre Einblicke in die finanziellen Herausforderungen und Projekte, die die Sanierung des Adolph-Holm- Kindergartens, den Neubau der Sportkita, den Umbau des Freibades, den neuen Bahnhaltepunkt sowie die Grundschule betreffen, gegeben haben.
Es ist ermutigend zu hören, wie Sie und Ihr Team daran arbeiten, unsere Gemeinde zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Wir wissen, dass diese Projekte nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung in unsere Gemeinde fördern.
Vielen Dank für Ihre Offenheit und Ihr Engagement, Herr Bürgermeister. Wir freuen uns darauf, weiterhin von Ihnen zu hören. Adendorf AKTUELL wird die Fortschritte zu den Projekten verfolgen und auch in der nächsten Ausgabe darüber berichten.
Adendorf AKTUELL wünscht Ihnen einen schönen Tag!“












